Naturschutzhaus e.V.

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Wiesbaden, Rheingau-Taunus

Geschichtliches zum Geisberg

Es ist widerlegt, dass die Römer die Äskulapnatter in die Bereiche des heutigen Ortes Schlangenbad eingebracht haben. Vielmehr hat sich der Theorie nach während der letzten Eiszeit eine Population am "Warmen Bach" (27-30°) erhalten, die dann wieder expandierte.

Nun besitzt Schlangenbad den Warmen Bach, aber in Luftlinie von nur 10 km Entfernung existieren nicht nur warme, sondern sogar heiße Quellen, die, von der ohnehin klimatisch begünstigten Lage des Geisbergs abgesehen, für entsprechende kleinklimatische Bedingungen sorgten.

Weiterhin zeigt die Existenz des ehemaligen römischen Gutshofes im oberen Dambachtal (2. Hälfte des 1. Jahrhunderts, entdeckt 1750 / untersucht 1848), ca. 250 m Luftlinie von der EVIM-Jugendhilfe entfernt, dass in diesem Gebiet zumindest seit langer Zeit landwirtschaftliche Nutzung stattfand, die durch die Bewirtschaftungsweise und durch Nutztierhaltung gute Lebens- und Reproduktionsmöglichkeiten für die Äskulapnatter geboten hat.

Im direkten Umfeld des ehem. Hofguts Geisberg wurden Umfassungsmauern des "vivariums", des Tierparks aufgefunden, die auf einen ausgedehnten römischen Villenbesitz schließen lässt ( Karl Döringer 1955).

Bis zur neueren Besiedelung vorerst mit einzelnen Gebäuden fand hier in relativer Stadtnähe mit Sicherheit eine extensive, möglicherweise Streuobst- und Weidenutzung statt. Der nicht weit entfernte Wiesbadener Weinberg am Neroberg existiert übrigens seit 1525.

Im Jahr 1783 beginnt die Urbarmachung des "Geissenplatzes "draußen vor der Stadt unter Leitung von Kruse:
Aus einer bis dahin herrenlosen, steinigen, mit Gestrüpp bewachsenen Öde verwandelt sich der Geisberg in fruchtbare Äcker, fette Wiesen und streckenweise Weingärten.
Damit beginnt übrigens auch die Geschichte der heutigen EVIM-Jugendhilfe auf dem Geisberg.

Wenige Jahre später wirtschaftet auf dem Geisberg nicht nur ein großes Hofgut, es floriert auch eine Vergnügungsstätte bzw. Ausflugslokal (mit Schankerlaubnis 1794), zu dem die Städter hinaufziehen.

Goethe besuchte den Geisberg 1815, die Goethewarte wurde erst 1932 erbaut.

Bis zur Aufhebung der Spielbank im Kursaal 1874 lohnte es sich für Esel- und Pferdevermieter, die Kurgäste auf Pferden oder Eseln vom Kochbrunnen aus auf den Geisberg hochzuführen.

1835 wurde auf dem Geisberg das erste Landwirtschaftliche Institut in Deutschland von Christian Wilhelm Albrecht gegründet. Dass die damalige Wirtschaftsweise von der heute praktizierten Landnutzung stark abweicht, liegt auf der Hand.

1924 wird der Hof Geisberg durch den Evangelischen Verein für Innere Mission gekauft.

Landwirtschaft und Gärtnerei wurde 1967 aufgegeben; die EVIM-Jugendhilfe führt bis heute Schulbetrieb auf dem Geisberg durch.

Im näheren Umfeld z.B. Freseniusstraße, Händelstraße, Rosselstraße und untere Idsteiner Straße fand eine Bebauung ab etwa Ende des 19. Jahrhunderts statt. Diese Grundstücke zeichneten sich bis in die 1970er Jahre durch einen hohen unbebauten Anteil an Freiflächen aus, meist parkähnlich gestaltet.
Verdichtungen in der Bebauung fanden erst etwas später statt. Das verfügbare Luftbild (*) aus dem Jahr 1943 zeigt sehr deutlich die sogar zu dieser Zeit noch existenten großen Freiflächen auf.

Ab 1952 wurde das Bundeskriminalamt nördlich im Anschluss an das ehem. Hofgut Geisberg unter Nutzung der ehem. Jugendherberge in mehreren Bauabschnitten errichtet. Auch die Bebauung östlich der Idsteiner Straße entstand in diesem Zeitraum, wie dies an der Architektur der Gebäude zu erkennen ist.

Für die Äskulapnatter erforderliche Strukturen waren in der Vergangenheit absolut ausreichend vorhanden und sind noch heute in etwas anderen Formen und Gestaltungen relevant.
Selbst bei den derzeit an die EVIM-Jugendhilfe angrenzenden Grundstücken werden bei Bautätigkeiten (z.B. Thünenstraße) relativ häufig z.B. Steingärten mit Findlingen und Gabionenwände anstelle von strukturlosen Betonmauern erstellt. Vereinzelt findet sich auch ein Komposter oder in Randbereichen Ast- und Schnittguthaufen.

Das Gelände des BKA wird aus verständlichen Gründen von den angeführten Strukturen weitgehend freigehalten und ist, wie die meisten anderen Grundstücke nicht begehbar.

(*) Das Luftbild kann aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht dargestellt werden.