Naturschutzhaus e.V.

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Wiesbaden, Rheingau-Taunus

Orchideenbiotope

Orchideen besiedeln die unterschiedlichsten Biotope. Gemeinsam ist aber allen, daß es sich um kleine Flächen handelt, die für den Menschen uninteressant sind und daher wenig oder nur in einer bestimmten Weise beeinflußt worden sind. Es sind Lebensräume, die für land- und forstwirtschaftliche Nutzung zu trocken, zu naß oder zu nährstoffarm sind. Diese Standorte werden von natürlicherweise durch gut angepaßte Pflanzen besiedelt, zu denen auch die Orchideen gehören. Außerdem wird hier die natürliche Sukzession, das Aufkommen von Bäumen und Büschen behindert, die durch ihre Konkurrenzkraft und Beschattung ein Orchideenvorkommen verdrängen würden.
Diese Gebiete wurden früher nur sporadisch durch Beweidung von wandernden Schafherden genutzt, die solche Wiesen schonend pflegten und von starkem Bewuchs freihielten. Eine solche extensive Nutzung begünstigt die Lebensbedingungen von vielen Orchideen: durch die unregelmäßige aber selektive Beweidung bleiben konkurrenzstarke Gräser kurz und das schnelle Weitertreiben der Tiere sorgt für geringe Trittschäden. Andere Biotope blieben ungenutzt, weil sie unzugänglich oder zu schwer zu bearbeiten waren. Auch hier können sich Orchideen unter günstigen Bedingungen halten. Dazu zählen Moorwiesen oder bestimmte Waldbereiche, die für maschinelle Nutzung ungeeignet sind. Manche Orchideen besiedeln aber auch sogenannte Sekundärbiotope, beispielsweise Straßenränder.

Leider ist der ungestörte Standort nicht der einzige Faktor, den eine Orchidee braucht, um wachsen zu können. Zusätzlich muß die Pflanze auch noch die richtigen Bodenverhältnisse vorfinden. Da hat jede Art ihre eigenen Ansprüche: die meisten Orchideen bevorzugen einen basischen Boden und ein großer Teil davon benötigt einen mehr oder weniger hohen Kalkanteil. Gleichzeitig muß ein bestimmter - von Art zu Art verschiedener - Bodenpilz vorhanden sein, der zumindest die Keimung des Orchideensamens ermöglicht, da die Samen von Orchideen kein Nährgewebe enthalten und somit den Pilz als Nährstofflieferant brauchen. Einige Arten sind aber auch lebenslang von einem solchen Bodenpilz abhängig. Fehlt dieser, wächst keine Orchidee!

Treffen die Faktoren Kalkgehalt, Bodenpilz und ungestörtes Biotop zusammen, ist die Wahrscheinlichkeit, auf Orchideen zu stoßen, sehr hoch. Durch Umweltverschmutzung, Ausweisen von Baugebieten auf "nutzlosen" Flächen, Freizeitnutzung, mangelnde Pflege und Zerstörung der richtigen Bodenbedingungen werden geeignete Standorte aber immer seltener. Erst in letzter Zeit beginnen Naturschutzverbände, Kommunen und Privatpersonen damit, Restflächen mit seltenen Pflanzen und Tieren zu schützen und zu pflegen, damit vorhandene Populationen erhalten werden können.